Unbekleidete Schaufensterpuppen, blass, nicht weiß, blass. Kopflos, mit anatomisch korrekten Ausbeulungen.
Unglaublich obszön.
tristan - Freitag, 8. Oktober 2004, 15:33
Pula, Obst und Gemüsemarkt im Schatten schlanker Kastanienbäume. Auf langen Steintischen die Auslagen in Plastikkörben. Die Früchte sind größer und von kräftigerer Farbe, als in Berlin. Viele Trockenfrüchte; Nüsse, Pistazien, Maiskörner, Bohnen. Die Paprika fast ausschließlich hellgrün. Kaum unbekanntes Gemüse.
Maybachufer.
Nur ein paar Schritte weiter, meerblau gekachelt, dunkel und kühl, die Fischmarkthalle. Fische in den typischen Styroporkisten mit Eis. Ich bin ganz und gar auf die dürftige deutschsprachige Beschriftung angewiesen. Und sowas kommt von der Ostsee...
Ringelbrasen, Makrelen (gut, die hab ich selber erkannt), Zahnbrassen, Sonnenfische, Garnelen, Skampi, Shrimps, Miesmuscheln, Kalamaris, Seeteufel, Seebarsch und immer so weiter. Die Ware ist noch keine drei Stunden tot. Milena sucht den Fisch aus, wir gehen wieder hinaus in den warmen Schatten, weiter schauen, handeln, suchen, anfassen, probieren und kehren nach einer Weile zurück zum Fischstand, die ausgenommenen Seebrassen abzuholen.
M. schlägt vor, in die James-Joyce-Kneipe zu gehen.
Die was?
Oh, Gedächtnis! Erinnerung, vor wenigen Wochen erst die biographischen Eckdaten gelesen zu haben. Als ihm die Schweiz zu teuer wurde, hat sich James Joyce als Sprachlehrer in Istrien durchgeschlagen. Wie man diese Information so völlig verdrängen kann. Die Kneipe im Schatten des römischen Stadttores heißt Uliks, kroatisch für Ulysses. An der Wand eine Tafel „Irski Pisac“, davor sitzt er seit Jahren in Bronze, Hut und Stock, die Nase hochmütig gen Himmel gestreckt und läßt sich geduldig mit Touristen fotografieren.
tristan - Freitag, 8. Oktober 2004, 15:32