Kreuzritter der Kommunikation
In Andreas Gläsers wunderbarem Buch steht eine Geschichte, die von einem technisch überforderten Radio-DJ beim Offenen Kanal Berlin erzählt. Sehr lustig, wie der, von seinen Freunden im Stich gelassen, mit kaputter Technik und seinem Musikgeschmack hadert. So ähnlich ging es mir auch gestern Abend bei Radioriff.
So ein freies Radio sendet natürlich aus einem finsteren Keller, den zu betreten nur jenen gelingt, die den Trick mit der Tür kennen. Da sitzen dann irgendwelche, bisweilen angetrunkene, jedoch keineswegs unsymphatischen jungen Menschen herum und hören Radio. An einer Stahltür zu linker Hand klebt eine Notizbuchseite, auf der mit krakeliger Schrift geschrieben steht: Ruhe bitte. Sendung.
Zwei Budweiser hab ich mitgebracht, eins für Oz, der heute hauptsächlich Technik und Musik machen soll, eins für mich, um die Zunge zu lösen. Eine Stunde ist zu füllen, gar kein Problem und für den Fall, dass Oz seine Platten vergessen sollte, habe ich auch ein paar CDs dabei. Aber Oz vergisst gleich ganz zu kommen und so finde ich mich 18.oo Uhr im Studio wieder und während Nancy Sinatra irgendwas von Stiefeln, die zum Laufen da sind trällert, erklärt mir irgendjemand, dass ich da reinsprechen müsse, da die CDs reinstecken und das sind die drei Regler, mit denen ich das steuere. Die anderen 20 soll ich mal lieber nicht anrühren.
Dann bin ich alleine. Um die Musik zu wechseln, muss man stehen, um ins Mikro zu sprechen, sitzen, und die Regler bedienen sich ja auch nicht von alleine. Hätte ich Vinyl mitgebracht, müsste ich gleichzeitig noch durch den halben Raum springen. Jetzt weiß ich auch, warum die anderen immer wenigstens zu zweit unterwegs sind, aber das hatte ich ja eigentlich auch vor. Naja, alles in allem lebendig hinter mich gebracht. Zwei Bier getrunken, aus der Bildzeitung vorgelesen, Ska und Soul aufgelegt, 2x den falschen Regler hochgefahren, unzählige Male Oz verflucht, paar Gedichte und Kurzprosa und ab dafür.
Zwischendurch kommt Jero mit zwei Kumpels und hantiert an den Reglern, die ich nicht anrühren sollte und meint dann, dass es jetzt funktionieren müsse. Hatte es das bis jetzt nicht?
Insgesamt eine feine Sache so ein freies Radio. Sollte jeder Mensch mal gemacht haben, ganz ernsthaft.
In Gläsers Geschichte gibt es auch einen schönen Satz. Also, nicht nur einen, aber der eine ist besonders schön. Und zwar geht es um die Frage, warum in Westberlin eigentlich niemand für eine Antennenfrequenz des Offenen Kanals auf die Straße gegangen ist. Der Autor zitiert Volkes Stimme: "Wieso Meinungsfreiheit? Wir warn doch schon zweemal Fußballweltmeister."
So ein freies Radio sendet natürlich aus einem finsteren Keller, den zu betreten nur jenen gelingt, die den Trick mit der Tür kennen. Da sitzen dann irgendwelche, bisweilen angetrunkene, jedoch keineswegs unsymphatischen jungen Menschen herum und hören Radio. An einer Stahltür zu linker Hand klebt eine Notizbuchseite, auf der mit krakeliger Schrift geschrieben steht: Ruhe bitte. Sendung.
Zwei Budweiser hab ich mitgebracht, eins für Oz, der heute hauptsächlich Technik und Musik machen soll, eins für mich, um die Zunge zu lösen. Eine Stunde ist zu füllen, gar kein Problem und für den Fall, dass Oz seine Platten vergessen sollte, habe ich auch ein paar CDs dabei. Aber Oz vergisst gleich ganz zu kommen und so finde ich mich 18.oo Uhr im Studio wieder und während Nancy Sinatra irgendwas von Stiefeln, die zum Laufen da sind trällert, erklärt mir irgendjemand, dass ich da reinsprechen müsse, da die CDs reinstecken und das sind die drei Regler, mit denen ich das steuere. Die anderen 20 soll ich mal lieber nicht anrühren.
Dann bin ich alleine. Um die Musik zu wechseln, muss man stehen, um ins Mikro zu sprechen, sitzen, und die Regler bedienen sich ja auch nicht von alleine. Hätte ich Vinyl mitgebracht, müsste ich gleichzeitig noch durch den halben Raum springen. Jetzt weiß ich auch, warum die anderen immer wenigstens zu zweit unterwegs sind, aber das hatte ich ja eigentlich auch vor. Naja, alles in allem lebendig hinter mich gebracht. Zwei Bier getrunken, aus der Bildzeitung vorgelesen, Ska und Soul aufgelegt, 2x den falschen Regler hochgefahren, unzählige Male Oz verflucht, paar Gedichte und Kurzprosa und ab dafür.
Zwischendurch kommt Jero mit zwei Kumpels und hantiert an den Reglern, die ich nicht anrühren sollte und meint dann, dass es jetzt funktionieren müsse. Hatte es das bis jetzt nicht?
Insgesamt eine feine Sache so ein freies Radio. Sollte jeder Mensch mal gemacht haben, ganz ernsthaft.
In Gläsers Geschichte gibt es auch einen schönen Satz. Also, nicht nur einen, aber der eine ist besonders schön. Und zwar geht es um die Frage, warum in Westberlin eigentlich niemand für eine Antennenfrequenz des Offenen Kanals auf die Straße gegangen ist. Der Autor zitiert Volkes Stimme: "Wieso Meinungsfreiheit? Wir warn doch schon zweemal Fußballweltmeister."
tristan - Samstag, 3. Januar 2004, 10:44
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